Kommunale Steuerungspotenziale beruflicher Weiterbildung 

Die berufliche Weiterbildung ist einer der relevanten Bausteine in den Bemühungen zur Fachkräftesicherung. Sie ermöglicht Weiter- und Neuqualifizierung für vorhandene und auch neu entstehende Berufe. So kann Arbeitsfähigkeit erhalten oder auch erst aufgebaut werden. Wollen Kommunen nun die Wirtschaft vor Ort in der Fachkräftesicherung unterstützen, haben sie mit der Weiterbildung einen Hebel. 

Wieso sollten Kommunen die Steuerung von Weiterbildung übernehmen? Wie kann es Kommunen gelingen, die Weiterbildungslandschaft vor Ort so zu steuern und auszurichten, dass sie zu den Wünschen der Einwohner*innen und zu den Bedarfen am Arbeitsmarkt passt? Welche Informationen brauchen Politik und Verwaltung dazu? Wo können diese Informationen gewonnen werden? Welche besonderen Herausforderungen in der Analyse von Weiterbildung gibt es? 

Diese Fragen waren Ausgangspunkt des 12. Netzwerktreffens Bildungsmonitoring “Wissen, was zählt!” im August 2023.  Prof. Dr. Andreas Martin vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung führte in das Thema mit einem Impuls zu den Möglichkeiten und Herausforderungen in der datenbasierten Analyse von Weiterbildung ein.    

Wieso sollten Kommunen die Steuerung von Weiterbildung übernehmen? 

Der kommunale Rahmen bietet mit den räumlichen Grenzen die Möglichkeit, Komplexität zu verringern. Die Anbieterlandschaft kann überschaubarer dargestellt werden als für ein Bundesland oder gar für ganz Deutschland. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, Akteure aus einer Region für gemeinsame Ziele zu gewinnen, um so den Bedarfen vor Ort gerecht werden zu können. Durch den begrenzten Kreis der Akteure und die längerfristige Zusammenarbeit, können Vertrauen und eine gewinnbringende Kooperation zwischen den Anbietern aufgebaut werden. Kommt nun das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement mit der Zielgruppenorientierung und der Möglichkeit zur bildungsbereichsübergreifenden Koordination auch in der Weiterbildungslandschaft zum Tragen, kann eine Bildungslandschaft entstehen, die sowohl Bedarfe der Einwohner*innen als auch die der Wirtschaft miteinander in Einklang bringt. 

Wie kann es Kommunen gelingen, die Weiterbildungslandschaft vor Ort so zu steuern und auszurichten, dass sie zu den Wünschen der Einwohner*innen und zu den Bedarfen am Arbeitsmarkt passt? 

Fast schon banal mag es anmuten, doch die begriffliche Klärung von Weiterbildung ist eine grundlegende Voraussetzung, um eine gelingende Steuerung zu etablieren. Sollen Umschulungen, berufsbezogene Fortbildungen oder Weiterbildungen in Soft Skills im Mittelpunkt der Maßnahmen stehen? Welche Rolle spielen non-formale und informelle Angebote in der Strategie? Wie trägt auch die allgemeine Weiterbildung zu Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit und Lebensqualität von Einwohner*innen bei? Diese und weitere Fragen sollten in der Kommune diskutiert und geklärt werden, um gemeinsame Ziele und damit eine gewinnbringende Strategie entwickeln zu können. Hierbei kann das Bildungsmanagement eine koordinierende Rolle einnehmen. Sind die Ziele nun geklärt, können im Bildungsmonitoring Problemlagen identifiziert und Fragestellungen mit Hilfe von Daten beantwortet werden.  

Welche Informationen brauchen Politik und Verwaltung dazu? Wo können diese Informationen gewonnen werden?  

Politik und Verwaltung brauchen Informationen zu Rahmenbedingungen, Input, Prozess und Wirkungen von Weiterbildung. Diese können zum Teil aus amtlichen Statistiken (Bevölkerungsdaten, Arbeitsmarktdaten) oder halbamtlichen Statistiken (Anbieterstatistik der Volkshochschulen, Hochschulen) gewonnen werden. Soll jedoch neben der Anbieterperspektive auch die Nutzerperspektive einbezogen werden, muss auf wissenschaftliche Surveydaten oder eigene Befragungen zurückgegriffen werden. Surveydaten müssen statistisch gut auf die regionale Verwendbarkeit geprüft werden und eigene Erhebungen sind häufig langfristig zu planen und bedürfen entsprechenden Ressourcen.  

Welche besonderen Herausforderungen in der Analyse von Weiterbildung gibt es? 

Lebenslanges Lernen kann in drei Dimensionen beschrieben werden: Zeit, Raum und Inhalte. Die zeitliche Perspektive beschreibt, dass der Mensch nie „fertig“ wird. Die Analyse des selbstgesteuerten Lernens vor allem im Erwachsenenleben orientiert sich immer weniger an formalen und damit verhältnismäßig gut messbaren Lernsettings. Ebenso dehnt der Lernraum sich aus auf Arbeitsplatz, Freizeit und Internet in dem unterschiedliche Wissensformen erworben werden können (Handlungswissen, implizites Wissen, Faktenwissen, Orientierungswissen). Diese Erweiterungen machen die Datenerhebung einerseits komplexer und ermöglichen andererseits die Erschließung neuer Datenquellen wie regional geclusterte Suchanfragen in Weiterbildungsdatenbanken. 

Den gesamten Vortrag finden Sie hier

 

 

Prof. Dr. Andreas Martin, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Netzwerktreffen Bildungsmonitoring

Prof. Dr. Andreas Martin (Abteilungsleiter System und Politik) vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung beim Netzwerktreffen 2023 im Seminarhotel Paulinenhof in Bad Belzig.