Nationale Weiterbildungsstrategie und ihre Bedeutung für Brandenburg

Die deutsche Wirtschaft durchläuft einen tiefgreifenden Wandel durch Klimaneutralität, Digitalisierung und aktuelle Krisen. Dies erfordert Anpassungen von Unternehmen und Qualifizierungsbedarf für Beschäftigte. Arbeitsplätze gehen in einigen Bereichen verloren, während anderswo Fachkräfte dringend gebraucht werden. Die Arbeitsmarktpolitik muss daher angepasst werden, um Strukturwandel-bedingte Arbeitslosigkeit zu verhindern, Weiterbildung zu fördern und Fachkräfte zu sichern. Zu diesem Zweck ist das Ende 2022 von der Bundesregierung angekündigte Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung im Juli diesen Jahres in Kraft getreten.

Teil dessen ist die Weiterentwicklung der Nationalen Weiterbildungsstrategie, die die Weichen für eine zukunftsorientierte berufliche Weiterbildung in Deutschland stellen soll. Die Strategie, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern entwickelt wurde, hat das Ziel, Weiterbildung als integralen Bestandteil beruflicher und unternehmerischer Entwicklung zu etablieren und eine gemeinsame Weiterbildungskultur zu schaffen.

Die Ziele der Nationalen Weiterbildungsstrategie sind ehrgeizig, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Deutschland strebt im Rahmen der EU-2030-Strategie eine Weiterbildungsbeteiligung von 65 Prozent an. Es wird verstärkt auf die Unterstützung heterogener Zielgruppen, den Aufbau digitaler Kompetenzen und die Verbesserung der Zugänge zur Weiterbildung gesetzt.

Um die Ziele zu erreichen, haben die Partner der Strategie eine angepasste Arbeitsstruktur etabliert. Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen, wie Zukunftskompetenzen und Qualifizierungskonzepte, wurden eingerichtet. Die Nationale Weiterbildungskonferenz bietet eine Plattform für den fachlichen Austausch und die Vernetzung.

Stärkung der beruflichen Weiterbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)

Die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) hat bereits 2019 die Förderung von dezentralen Weiterbildungsverbünden und regionalen Kooperationen zwischen Unternehmen, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), als zentrales Ziel festgelegt. Diese Verbünde spielen eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung der Strategie und werden durch das Bundesprogramm „Aufbau von Weiterbildungsverbünden“ finanziell unterstützt. Sie tragen dazu bei, Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen und die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erhalten.

Weiterbildungsverbünde sind Netzwerke, in denen mehrere Unternehmen, Vertreter der Weiterbildungslandschaft und regionale Arbeitsmarktakteure kooperieren. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Austausch zwischen den Partnerunternehmen, der Identifikation von Weiterbildungsbedarfen in den Betrieben sowie der Beratung und Recherche nach geeigneten Weiterbildungsangeboten oder der Entwicklung neuer Weiterbildungsmaßnahmen, die den ermittelten Bedürfnissen der Unternehmen entsprechen.

Fokus auf unterrepräsentierte Gruppen und digitale Weiterbildung

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die verstärkte Unterstützung von Beschäftigten, die bisher unterdurchschnittlich an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben. Hier sollen niederschwellige Angebote geschaffen werden, um mehr Menschen den Zugang zur Weiterbildung zu ermöglichen. Darüber hinaus wird die digitale Weiterbildung gestärkt, um die digitale Kompetenz der Arbeitnehmer zu fördern.

Wichtige Unterstützung durch eine nationale Online-Weiterbildungsplattform

Das Bundesarbeitsministerium arbeitet derzeit an einer Nationalen Online-Weiterbildungsplattform, die ab 2024 schrittweise in Betrieb gehen soll. Diese Plattform wird die Suche nach geeigneten Weiterbildungsangeboten und Fördermöglichkeiten erleichtern und somit einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten.

Berufliche Bildung als gleichwertige Alternative

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger betonte die Bedeutung der beruflichen Bildung als gleichwertige Alternative zur akademischen Bildung. Sie kündigte die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung an, um die Berufsbildung zu modernisieren und attraktiver zu gestalten.

Brandenburger Weiterbildungsstrategie 

Das Brandenburger Kabinett hat einen neuen Gesetzesentwurf vorgelegt. Dieses Gesetz soll am 1. Januar 2024 in Kraft treten und ersetzt das bisherige Weiterbildungsgesetz von 1993. Der Schwerpunkt des neuen Gesetzes liegt auf einem offenen und diskriminierungsfreien Zugang zu Bildungsangeboten. Es umfasst auch Bereiche wie Digitalkompetenz, Gesundheitskompetenz, interkulturelle Kompetenz, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Eltern- und Familienbildung.

Das Gesetz zielt darauf ab, zeitgemäße Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen zu schaffen und ermöglicht unter anderem die Qualifizierung für ehrenamtliche Tätigkeiten. Es fördert gezielt Kompetenzen in den Bereichen digitale Teilhabe, Gesundheit und Interkulturalität. Das Netzwerk der Bildungseinrichtungen wird sichtbarer gemacht, darunter die Landeszentrale für politische Bildung, Volkshochschulen, Erwachsenenbildungsstätten und die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur. Die Förderung von Bildungsangeboten und die Freistellung für anerkannte Bildungsveranstaltungen sollen mit dem neuen Gesetz geregelt und die Möglichkeit der Innovationsförderung eingeführt werden. Es gibt auch eine Umstellung von einer förderbasierten auf eine themenbasierte Förderung von Erwachsenenbildungsstätten, insbesondere im Bereich der politischen Bildung. Die regionalen Beiräte und der Landesbeirat für Erwachsenenbildung bleiben als Gremien für Koordination und Kooperation erhalten. Die regionalen Beiräte werden von der Veröffentlichung eines gemeinsamen Programms entlastet und sollen in Zukunft die Teilnehmenden besser repräsentieren.

Das neue Gesetz wurde nach einem umfassenden Beteiligungsprozess mit Weiterbildungsorganisationen, Kommunen und dem Landesbeirat für Weiterbildung entwickelt und reflektiert ein modernes Verständnis der Erwachsenenbildung, das über berufliche Aspekte hinausgeht und verschiedene Bildungsbereiche einschließt.

Die Entwicklungen auf Bundesebene sind für Brandenburg von großer Bedeutung. Die Förderung der individuellen und betrieblichen Weiterbildung durch den Europäischen Sozialfonds Plus wird im Land Brandenburg fortgesetzt. Die Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) bietet zudem kostenfreie Beratung und Informationen zur beruflichen Weiterbildung für Brandenburger Unternehmen und Beschäftigte an.

Weiterbildungsinteressierte finden Unterstützung

Für Weiterbildungsinteressierte in Berlin und Brandenburg gibt es ein Suchportal, das einen umfassenden Überblick über Angebote des beruflichen Bildungsmarktes in der Region bietet. Minister Jörg Steinbach betont die Bedeutung von Weiterbildung angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Arbeitswelt, von der digitalen Transformation bis hin zu den Folgen geopolitischer Ereignisse. Die Weiterbildung wird somit zur Schlüsselkomponente für die Fachkräftesicherung und die Zukunft der Arbeitnehmer*innen.

Die Nationale Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung und die entsprechenden Entwicklungen in Brandenburg setzen klare Zeichen für die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung und des lebenslangen Lernens. Diese Strategien sollen nicht nur individuelle Chancen eröffnen, sondern auch die Wirtschaft stärken und die Beschäftigungsfähigkeit in Zeiten des Wandels sichern.